Krankenhaus-Benchmarking von PwC: Rentabilitätsdefizite bei öffentlichen Krankenhäusern halten an trotz hoher Förderquoten / Leichte Verbesserungen beim Cash-Management / Private Kliniken setzen bei der Finanzierung stärker auf Eigenkapital / Kliniken aller Trägerschaft investieren in modernere Infrastruktur / PwC-Experte Michael Burkhart: „Das Pflegepersonal-Stärkungs-Gesetz erhöht nicht automatisch die Patientenzufriedenheit.“

Die deutschen Krankenhäuser in öffentlicher, privater und freigemeinnütziger Trägerschaft stehen nach wie vor unter hohem Kostendruck, ihre wirtschaftliche Situation hat sich gegenüber dem Vorjahr verschlechtert. Dies ist eines der Kernergebnisse der Krankenhaus-Benchmarking-Studie, die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) durchgeführt hat. Für die Studie hat PwC die Jahresabschlüsse des Jahres 2018 von mehr als 100 Kliniken in Deutschland analysiert und die wichtigsten Kennzahlen miteinander verglichen.

Druck auf Krankenhäuser steigt, private Kliniken mit Rentabilitätsvorsprung

Insgesamt ist die Rentabilität der Kliniken in öffentlicher, freigemeinnütziger und privater Trägerschaft nach wie vor sehr niedrig. Trotz der vergleichsweise geringen Ausstattung mit Fördermitteln gelingt es dabei den privaten Kliniken, in puncto Umsatzrentabilität die rentabelsten Strukturen zu halten. So lautet ein Befund der Studie, die zum Vergleich die EBITDA-Quote heranzieht. Diese ist um Abschreibungen und damit auch um den Effekt der Fördermittel bereinigt. Bei den privaten Kliniken lag die EBITDA-Quote 2018 bei 7,6 Prozent (2017: 8,5 Prozent, 2016: 10,0 Prozent); sie haben damit einen deutlichen Rentabilitätsvorsprung gegenüber den Kliniken in anderer Trägerschaft. Bei den freigemeinnützigen Einrichtungen waren es 2018 3,3 Prozent (2017: 4,7 Prozent, 2016: 5,4 Prozent) und bei den öffentlichen Krankenhäusern -0,2 Prozent (2017: 0,7 Prozent, 2016: -0,01 Prozent).

Bei der Betrachtung des Cash-Managements ist es insbesondere den privaten Kliniken gelungen, die Forderungsreichweite zu senken, damit die Finanzierungskosten zu senken und liquide Mittel freizusetzen. So sind die DSO (Days Sales Outstanding) bei ihnen um 3,2 Tage auf 43,6 Tage gesunken. Auch die Kliniken in anderer Trägerschaft konnten beim Cash-Management eine Verbesserung erreichen, wobei die öffentlichen Kliniken mit 57,2 Tagen bei den DSO weiterhin das Schlusslicht sind.

Die Material- und Personalaufwandsquote gibt Aufschluss darüber, wie wirtschaftlich Krankenhäuser arbeiten. Die Quote ist 2018 insbesondere bei den öffentlichen Kliniken mit 92 Prozent des Umsatzes sehr hoch (2017: 91 Prozent). Somit verbleiben ihnen von 100 Euro nur acht Euro für notwendige Instandhaltungen, die Finanzierung und weitere Ausgaben. Bei den freigemeinnützigen Kliniken liegt die Quote bei 87 Prozent (2017: 86 Prozent). Am effizientesten arbeiten private Kliniken mit einer Material- und Personalaufwandsquote von 83 Prozent (2017: 82 Prozent). „Die Kennzahlen zeigen insgesamt, dass die Kliniken wirtschaftlich schlechter dastehen als 2017“, fasst Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC, die Ergebnisse zusammen.

Öffentliche Krankenhäuser werden stärker gefördert, private Kliniken setzen auf Eigenkapital

Ein weiteres Ergebnis der Studie lautet: Öffentliche Krankenhäuser erhalten unter allen Trägerschaften die meisten Fördermittel. Bei ihnen liegt die Fördermittelquote (Verhältnis der fördermittelfinanzierten Abschreibungen zu den gesamten Abschreibungen) bei 68 Prozent. Demgegenüber erhalten private und freigemeinnützige Einrichtungen weniger Fördermittelzuwendungen (49 bzw. 52 Prozent). „Die höhere Förderquote bei den öffentlichen Kliniken ist in Deutschland historisch gewachsen“, sagt Gesundheitsexperte Michael Burkhart. „Möglich ist aber auch, dass diese Kliniken häufiger über ein geringeres Mittelpolster verfügen und deshalb mehr fordern – und gegebenenfalls von den Vergabestellen bevorzugt werden.“

Private Kliniken setzen stattdessen häufiger auf eine Finanzierung mit Eigenmitteln. Ein Grund dafür: Sie wollen mit Investitionen nicht warten, bis sie die Fördermittel erhalten. Denn die Vergabevorschriften verursachen einen zusätzlichen Arbeitsaufwand. Die Finanzierung mit Eigenmitteln ist demgegenüber flexibler – auch bei der Mittelverwendung.

Mit moderner Infrastruktur im Wettbewerb bestehen

Bei der Modernisierungsquote, also dem Verhältnis von Investitionen zu Abschreibungen, der in der Studie erfassten Kliniken zeigt sich, dass die Infrastrukturen der Einrichtungen aller Trägerschaften moderner werden bzw. wachsen. Liegt die Quote über 100 Prozent, übersteigen die Investitionen im Geschäftsjahr die jährlichen Abschreibungen. Den höchsten Modernisierungsgrad weisen mit 173 Prozent die freigemeinnützigen Kliniken auf, gefolgt von Krankenhäusern in öffentlicher Trägerschaft (145 Prozent) und den privaten Einrichtungen (111 Prozent). „Die privaten Kliniken haben die Notwendigkeit zur Modernisierung früh erkannt und reduzieren nun schrittweise ihre Investitionen“, erläutert Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC. Die öffentlichen und freigemeinnützigen Einrichtungen haben demgegenüber ihre aktuelle Investitionsrunde noch nicht abgeschlossen; viele Bauvorhaben werden erst nach 2020 abgeschlossen.

„Ob das derzeit hohe Investitionsvolumen dann abnehmen wird, ist derzeit noch unklar“, sagt PwC-Experte Michael Burkhart. „Fest steht aber: Wer seine Infrastruktur veralten lässt, wird im Wettbewerb des deutschen Krankenhausmarkts schnell abgehängt.“ Die Studie zeigt darüber hinaus, dass bei fast allen Krankenhäusern noch Optimierungspotenzial besteht, insbesondere bei der Verkürzung von Wegen, der Zentralisierung von Gebäuden sowie beim Ausbau der Wahlleistungsmöglichkeiten bei Ein- und Zweitbettzimmern.

Pflegepersonal-Stärkungs-Gesetz erhöht nicht automatisch Patientenzufriedenheit

Als weitere Kennzahl zieht die Studie die Casemixpunkte je Vollkraft heran. Diese sind ein Indikator für den Ressourcenverbrauch einer Klinik für die durchgeführten Behandlungsfälle. Private Krankenhäuser haben 2018 30 Punkte erreicht, freigemeinnützige und öffentliche Kliniken jeweils 27 Punkte.

„Mit dem Pflegepersonal-Stärkungs-Gesetz (PPsG) wird im Grunde davon ausgegangen, dass sich mehr Pflegepersonal unmittelbar positiv auf die Qualität der Pflege auswirkt“, kommentiert Experte Michael Burkhart. „Wenn wir zur Messung aber die Weiterempfehlungsraten von Patienten, wie zum Beispiel die der Weißen Liste heranziehen, spiegelt sich das in den Zahlen nicht wieder. Ein direkter Zusammenhang zwischen der Anzahl an Pflegekräften und Qualität aus Patientensicht kann also statistisch gesehen nicht angenommen werden. Wovon ich aber ausgehe, ist, dass das PPsG die Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen kann, weil Pflegekräfte bei ihrer täglichen Arbeit entlastet werden“, so der PwC-Experte.

Düsseldorf (ots)

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