Fast die Hälfte aller Fachkräfte im Verkauf fühlen sich durch ihre Arbeitssituation belastet, Überstunden sind für die Mehrheit die Regel. Gesundheitsangebote von Arbeitgebern gibt es dagegen kaum. Die zunehmend belastenden Bedingungen verschärfen den Fachkräftemangel in der Branche zusätzlich. Für die Studie hat meinestadt.de über das Marktforschungsinstitut respondi im Juli 2022 insgesamt 3.000 nicht akademische Fachkräfte mit Berufsausbildung zwischen 18 und 65 Jahren befragt – darunter 163 Verkäufer:innen.
Mehr als jede fünfte Fachkraft im Verkauf beschreibt ihren Gesundheitszustand aktuell als weniger gut oder schlecht. Das ist der zweithöchste Wert knapp hinter der Pflege. Daran ist auch der Job schuld: Ziemlich und sehr belastet durch die Arbeit fühlen sich 43,6 %. Die drei größten Belastungsfaktoren im Job sind körperliche Anstrengung (66,2 %), Mehrarbeit / Überstunden (35,8 %) und gleichauf mit 33,9 % auf Platz 3 psychische Anstrengung sowie Termindruck / Zeitmangel.
Corona hat gesundheitliche Belastung verschärft
46,6 % der Fachkräfte geben an, dass sich ihre gesundheitliche Belastung seit der Coronapandemie erhöht hat. Das ist der zweithöchste Wert hinter der Pflege. Bei mehr als der Hälfte der Verkäufer:innen (56,4 %) sind Mehrarbeit und Überstunden die Regel. Damit liegen sie auf Platz 3 im Branchenvergleich. Etwas mehr Überstunden fallen im Gastgewerbe an, mit Abstand am meisten in der Pflege. Immerhin bekommen 8 von 10 Verkäufer:innen einen Ausgleich für geleistete Überstunden.
Kaum Gesundheitsangebote von Arbeitgebern
Über die Hälfte der Verkäufer:innen glaubt, dass ihre gesundheitliche Belastung zunehmen wird, wenn die Entwicklungen in ihrem Job so weitergehen. Doch scheint das bei den Arbeitgebern noch kaum angekommen zu sein: 82,8 % der Fachkräfte bekommen bisher keine Gesundheitsangebote von ihrem Arbeitgeber. 69,6 % würden sich das aber wünschen.
Belastende Bedingungen verschärfen Fachkräftemangel im Handel
Verkäufer:innen spüren den Fachkräftemangel inzwischen bei ihrer täglichen Arbeit. Bei 69,4 % wirkt sich der Personalmangel bereits negativ auf ihren Arbeitsalltag aus: 39,3 % der Verkäufer:innen machen Überstunden, weil es an Personal fehlt. Bei mehr als einem Viertel hat sich die Arbeitszeit verdichtet, es muss in der gleichen Zeit mehr geschafft werden. In 2,5 % der Geschäfte werden bestimmte Leistungen nicht mehr angeboten, weil sie niemand übernehmen kann. Verkäufer:innen machen – hinter der Pflege – am meisten Überstunden aufgrund von fehlendem Personal. Dadurch verliert die Branche an Attraktivität, die Bindung an die Arbeitgeber sinkt. Die Studie zeigt: Wie Öl im Feuer heizen die immer belastender werdenden Bedingungen den Fachkräftemangel weiter an.