Die Zukunft der Eventwirtschaft in Deutschland ist strukturell und nachhaltig gefährdet – und damit auch das internationale Geschäft und die weltweite Reputation des Standortes Deutschland insgesamt. Schnelles und entschlossenes Handeln der Politik ist nötig, um auch so die Rezession zu vermeiden.

Gerade angesichts des Versuchs der Bundesregierung, Masseninsolvenzen, Massenarbeitslosigkeit sowie das Abgleiten der deutschen Wirtschaft in eine Rezession zu vermeiden, muss für die Veranstaltungswirtschaft schneller, entschlossener und umfassender als bisher gehandelt werden.

Besonders problematisch laut QZVE-Sprecher Professor Dr. Bernd Schabbing ist der personalintensive Dienstleistungscharakter der Eventbranche: „Die Eventbranche kann als Live-Dienstleistung das ´Produkt` Event NICHT auf Lager legen, sondern nur im Moment der Nutzung live erstellen. Damit kann die Branche, anders als produzierendes Gewerbe und auch Handel, NICHT Produkte auf Lager produzieren oder Waren aus dem Lager dann eben später verkaufen, sondern sie verliert reales Geschäft.“ Zudem kommt die Krise gerade in der Hochzeit der Messe- und Tagungssaison im Frühjahr. Damit sind bereits etwa 15-20 % der Jahresumsätze unwiederbringlich verloren, was auch starke Auswirkungen auf andere Branchen hat, die von Messen und Tagungen wirtschaftlich abhängig sind.

Diese Verluste treffen nicht nur die etwa 2 Millionen Menschen, die in dieser Branche arbeiten, sondern haben auch weitreichendere Folgen, weil die Branche mit ihren Messen, Kongressen und Tagungen, aber auch mit ihren Incentives und Marketingevents erhebliche und in den letzten Jahren kontinuierlich wachsende Bedeutung für den Erfolg der deutschen Wirtschaft und deren Image in der Welt hat. So ist Deutschland bisher weltweit unangefochten die Nummer eins bei den internationalen Messen und die Nummer eins bei Tagungen und Kongressen in Europa.

Außerdem setzt die Branche allein schon etwa 70 Milliarden Euro im Jahr allein in Deutschland um und hat damit auch eine eigenständige Bedeutung als großer und wachstumsbezogener Wirtschaftssektor. Auch die starke Vernetzung und Impulskraft für andere Branchen sei hier erwähnt, die die Stärkung dieses Segments auch aus Sicht von Multiplikationseffekten bedeutend macht. Und es darf zudem nicht vergessen werden, dass die Branche über z.B. die Tagungs-, Messe- und Veranstaltungshallen auch relevante Infrastruktur betreibt und bereithält, die aktuell auch in der Krise benötigt wird.

Diese Erfolge sind zu einem guten Teil auch der deutschen Hochschullandschaft geschuldet, wie Beiratsmitglied Prof. Dr. Cornelia Zanger von der TU Chemnitz betont: „Denn als Forscher beschäftigen wir uns intensiv mit der Wirkung von Messen und Marketingevents und tragen mit den Forschungsergebnissen zu deren Verbesserung und damit auch zum weltweiten Erfolg des Standortes Deutschland bei. In zahlreichen Forschungsarbeiten konnte empirisch nachgewiesen werden, welche herausragende Bedeutung Messen und Events für eine erfolgreiche Unternehmenskommunikation haben. Im emotionalen, erlebnisorientierten Umfeld gelingt es durch die persönliche Kommunikation, Kundenbeziehungen im In- und Ausland aufzubauen, zu entwickeln und zu pflegen. Veranstaltungen im geschäftlichen Umfeld sind unverzichtbar für den Erfolg unserer Wirtschaft. Das ist wissenschaftlich nachgewiesen. Es zeigt sich also, dass es bei Events bei weitem nicht um Spaß und Freizeitvergnügen geht, sondern auch und vor allem um Stärkung der Wirtschaft.“

Die Arbeit in der Veranstaltungsbranche gehört entsprechend dieser Branchenbedeutung zu den zehn wichtigsten Dienstleistungsberufen in Deutschland. Daher bedarf sie auch exzellentem Personal in großer Zahl. Hier haben Hochschulen und Ausbildungsunternehmen in den letzten Jahren bereits hochqualifiziertes Personal ausgebildet. Dieses wertvolle, im internationalen Vergleich einzigartige Know-how darf dem Wirtschaftsstandort Deutschland nicht verloren gehen. Das Fachkräftepersonal in der Event- und Messebranche und die Aus- und Weiterbildung für diesen Bereich müssen daher unbedingt erhalten werden!

Die Aus- und insbesondere auch die Weiterbildung in dieser Zeit des Stillstandes der Branche muss daher staatlich unterstützt werden! Dies umso mehr, als aktuell und in naher Zukunft gerade zur Bewältigung der Krise realen, teambezogenen und Live-Erlebnis-orientierten, motivationsfokussierten Formaten und den entsprechenden Spezialisten für deren Konzeption und Realisierung noch höhere Bedeutung als vor der Krise zukommt.

Die Mitglieder des Qualitätszirkels Veranstaltungs- und Eventstudium fordern daher die Bundes- und Landesregierungen, aber auch die Kommunen und Kreise und andere geeignete öffentliche Träger und Stellen, auf, möglichst schnell und umfassend durch Förderprogramme und sonstige spezifische Unterstützungsleistungen dafür Sorge zu tragen, dass diese Branche und ihre Infrastruktur erhalten bleibt – auch für die aktuelle Bewältigung der Krise.

Für den Qualitätszirkel

Prof. Dr. Bernd Schabbing, Sprecher
Prof. Dr. Cornelia Zanger, Beirat
Prof. Dr. Stefan Luppold, Beirat

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