Bei den Gehältern von Fach- und Führungskräften in der Logistik liegen Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander. Trotz wachsender Job-Anforderungen, die mit dem digitalen Wandel in Deutschlands drittgrößter Branche verbunden sind, bleiben die Gehaltsangebote der Arbeitgeber im Durchschnitt deutlich hinter den Erwartungen wechselwilliger Talente zurück. Das ist ein Ergebnis des „Gehaltsreport 2020“ der Job-Matching-Plattform BirdieMatch.
„Obwohl die Logistik unter einem massiven Fachkräftemangel leidet, verbessern sich die Verdienstchancen in vielen Berufen nicht wesentlich“, sagt BirdieMatch Geschäftsführer Bernd Vögele. „Bis auf wenige Leitungsfunktionen, die heute besser bezahlt werden, beobachten wir nach wie vor eine große Diskrepanz zwischen Wunschgehalt und dem Gehaltsangebot der Arbeitgeber.“
Kaum Anreiz, den Arbeitgeber zu wechseln
Zum Beispiel im Vertrieb. Während sich Vertriebsleiter ohne Boni und Tantiemen im Mittel ein Jahresgehalt von 84.506 Euro wünschen, schreiben Unternehmen, die nach einem Kandidaten in diesem Bereich suchen, die Stelle im Durchschnitt mit 70.652 Euro aus. „Für den Vertriebsleiter, dessen Ist-Gehalt bei 74.969 Euro liegt, ist das kaum ein Anreiz, seinen Arbeitgeber zu wechseln“, kommentiert Vögele das Ergebnis. Dabei würden Vertriebler und auch Kundenberater gerade händeringend gesucht.
Niederlassungsleiter können mehr verdienen
Ähnlich sieht es bei dem Leiter Operations aus, der aktuell 69.434 Euro verdient, gern bei 76.116 Euro landen, aber bei einem Arbeitgeberwechsel tatsächlich nur 64.110 Euro einstreichen würde. Zufrieden dürfen hingegen Niederlassungsleiter sein: Zwischen Wunsch (84.775 Euro) und Wirklichkeit (84.464 Euro) liegen hier gerade einmal 311 Euro – bei einem Ist-Gehalt von 78.365 Euro genug Anreiz für einen Jobwechsel.
Gut bezahlt und gesucht werden in der Branche Fachkenntnisse. In einzelnen Berufsgruppen, beispielsweise in der Disposition, wird spezielles Know-how unterschiedlich bewertet: Wer Erfahrungen im Seeverkehr mitbringt, verdient 39.700 Euro und liegt damit noch vor den Kollegen aus dem Landverkehr (38.101 Euro) oder der Luftfracht (36.739 EUR).
Deutlich weniger liegen Wunsch und Wirklichkeit beim Gehalt im gewerblichen Bereich auseinander. Lkw-Fahrer würden gern 2.833 Euro im Monat verdienen; sie erhalten derzeit im Schnitt 2.614 Euro. Etwas weiter geht es im Lager auseinander. Die Beschäftigten bekommen hier derzeit 2.380 Euro angeboten, würden aber gern mit 2.702 Euro nach Hause gehen.
Beste Job-Chancen in der Logistik haben Digital Natives, die zur Generation Y und Z (geboren ab 1980 gehören). „Die Nutzung digitaler Werkzeuge ist für Talente zwischen 30 und 39 Jahren selbstverständlich“, berichtet Vögele. „Und die Generation ist wechselwillig.“ Knapp 60 Prozent der rund 25.000 Talente, die auf BirdieMatch aktuell registriert sind, gehören dieser Altersgruppe an.
Herzenswünsche werden erfüllt
Erkannt haben die Branchenunternehmen mittlerweile die Bedeutung von Zusatzleistungen, mit denen sie ihre Attraktivität als Arbeitgeber fördern und auf die Herzenswünsche („Heart Skills“) potenzieller Kandidaten eingehen können. Hier übertreffen die Firmen sogar die Wünsche der Stellensuchenden. So bieten 43,6 Prozent der Unternehmen Fort- und Weiterbildungsangebote an; diese sind lediglich von 16,2 Prozent der Talente gewünscht. Flexiblen Arbeitszeiten bieten 33,3 Prozent der Logistiker; sie sind für 21,3 Prozent der Jobwechsler wichtig. Der „Bestseller“ Firmenwagen wird – meistens für Führungskräfte – von 15,8 Prozent der Unternehmen bereitgestellt und auch von 13,5 Prozent der Kandidaten gern gesehen.