Seit Monaten steht die Welt aufgrund der Covid-19-Krise in unterschiedlichem Ausmaß still. Die Auswirkungen können noch nicht vollständig abgeschätzt werden, aber es ist bereits klar, dass die Krise weitreichende Folgen für die globale Wirtschaft haben wird, das Kaufverhalten der Bevölkerung dauerhaft verändern könnte sowie zum Umdenken auf vielen sozialen und wirtschaftlichen Ebenen anregt. Auf dem deutschen Immobilienmarkt zeigen sich aktuell viele Marktteilnehmer zurückhaltender, die die derzeitigen Turbulenzen und ihre Auswirkungen auf die einzelnen Assetklassen beobachten.
Aktuell kristallisiert sich heraus, dass insbesondere Logistikimmobilien weiter an Bedeutung auf dem gesamtgewerblichen Immobilienmarkt gewinnen werden. Die Systemrelevanz und die stabile Entwicklung der Assetklasse rücken bei Investoren im Zuge der Krise nun verstärkt in den Vordergrund. Ferner verzeichnet die Nachfrage nach Logistikflächen in der aktuellen Situation sogar einen Schub, der durch die Versorgung und die temporäre Lagerung von gestrandeten Waren ausgelöst wurde. Amazon und Onlinelebensmittelhändler zeigen sich weiterhin expansionsfreudig und bestimmte Branchen, wie beispielsweise die Pharma-Industrie, signalisieren eine erhöhte Nachfrage nach Logistikflächen. Eine Teilverlagerung der Produktion in das eigene Land erscheint attraktiver vor dem Hintergrund der unterbrochenen globalen Lieferketten. Diese Entwicklungen verzeichnen immer mehr Investoren, die sich vorher nur wenig bis gar nicht mit dem Logistikmarkt beschäftigt haben und nun beginnen auch Logistikimmobilien auf ihre Einkaufslisten zu setzen?, sagt Peter Kunz FRICS, Head of Industrial & Logistics EMEA bei Colliers International.
Colliers International hat in seinem aktuellen Whitepaper die zu erwartenden möglichen Risiken und Chancen für den Logistikimmobilienmarkt zusammengefasst und gegenübergestellt. Seit Beginn der Krise haben wir mehrere Umfragen unter den Marktakteuren aus dem Bereich Industrie und Logistik durchgeführt sowie viele Gespräche mit Mietern und Eigentümern geführt, um das Stimmungsbild auf dem Markt abbilden und bewerten zu können. Unsere Analysen sowie der enge Austausch halfen uns ein detailliertes Bild über die möglichen Auswirkungen der Covid-19-Krise auf den Logistikimmobilienmarkt zu zeichnen, erklärt Anna Owczarek, Consultant Research Industrial & Logistics bei Colliers International.
In dem von Colliers erstellten Whitepaper werden die relevanten Segmente Handel, E-Commerce, Versorgung und Produktion, die Einfluss auf den gesamtheitlichen Logistiksektor haben, durchleuchtet und ihre Reaktion auf die Covid-19-Krise sowie ihre Schwachstellen untersucht. Selbstverständlich erkennen wir für den Logistikimmobilienmarkt auch Risiken, die durch die Covid-19-Krise hervorgerufen oder verstärkt werden. Die Automotive-Branche leidet stark unter der vorübergehenden Stilllegung der Produktion und der Verbraucherunsicherheit. Die KEP-Logistiker, die zum Teil finanziell schlecht aufgestellt sind, kämpfen ebenfalls mit den aufgelegten Einschränkungen. Aber in der ganzheitlichen Betrachtung wird deutlich, dass die aktuelle Krise sowohl auf der Vermietungs- als auch auf der Investmentseite das Marktgeschehen nachhaltig positiv verändern könnte, betont Kunz.
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