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Joachim Riese, Vorstandsvorsitzender der Warth & Klein Grant Thornton AG.

Mittelständische Unternehmer in Deutschland rechnen in der zweiten Jahreshälfte 2019 weiterhin mit weniger Wachstum und sinkenden Umsätzen. Diese Einschätzung teilen Mittelständler aus aller Welt und bewerten die Aussichten für eine wirtschaftliche Weiterentwicklung auch international immer pessimistischer, wobei die die Ausprägung regional uneinheitlich ist.

Das ist das Ergebnis des aktuellen Grant Thornton International Business Reports (IBR), einer halbjährlichen Umfrage unter rund 5.000 Führungskräften mittelständischer Unternehmen in 35 Ländern.

Damit setzt sich der Trend, der sich bereits vor einem halben Jahr angedeutet hat, unverändert fort: Weltweit gesehen, notiert der aus dieser Studie abgeleitete Optimismus-Index einen stark reduzierten Wert von nur noch 32% – ein Rückgang um weitere sieben Prozentpunkte (39% im 2. Hj. 2018) und der schwächste Wert seit drei Jahren (26% im 1. Hj. 2016). Zwei Drittel der Befragten sehen die Zukunft ihrer eigenen Unternehmungen zudem pessimistisch.

Stimmung deutscher Unternehmer weiterhin gedämpft

In Deutschland blicken nur noch 42% der Unternehmen zuversichtlich in die Zukunft. Noch vor einem Jahr stand der Optimismus-Wert hierzulande auf seinem Allzeithoch von 80%. Damals blickten nach einer Phase des starken Wirtschaftswachstums deutsche Mittelständler so zuversichtlich in die Zukunft wie nie zuvor.

Diese Zuversicht hat sich weitgehend verflüchtigt. Bezogen auf die Umsatzentwicklung glauben aktuell nur noch schwache 28% der deutschen Unternehmer an ein Wachstum in 2019. Vor einem Jahr lag dieser Wert mit 64% noch deutlich darüber.

Neben allgemeinen politischen und konjunkturellen Entwicklungen machen 50% der befragten deutschen Unternehmen die fehlende Verfügbarkeit von Fachkräften dafür verantwortlich.

Leicht optimistischeres Bild in Frankreich und Großbritannien

Ein etwas besseres Bild zeichnen Frankreich und überraschenderweise auch Großbritannien. Frankreichs Mittelstand stabilisiert sich bei einem Wert von 29% und klettert im Vergleich zum 2. Halbjahr 2018 (23%) um sechs Prozentpunkte in die Höhe.

Auch in Großbritannien ist der Glaube an einen Aufschwung leicht angestiegen, liegt mit 13% aber weiterhin deutlich unter dem Niveau vor dem Referendum (58%). Trotz des nicht enden wollenden Brexit Dramas erwarten noch 38% der befragten britischen Unternehmen in den kommenden Monaten einen Umsatzanstieg. Während der letzten Befragung waren es 31%. Dies ist in Anbetracht der aktuellen politischen Lage überraschend.

Auch wenn in beiden Ländern leichte Aufwärtsbewegungen zu verzeichnen sind, bleibt das Optimismus-Niveau insgesamt niedrig.

China, Japan und die USA schwächeln

In China gehen die Erwartungen mittelständischer Unternehmen ebenfalls stark zurück. Dort liegt der Rückgang bei 34 Prozentpunkten und nur noch 45% der chinesischen Unternehmer blicken positiv in die Zukunft (2. Hj. 2018: 79%).

Japan, die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, hat mit großen Unsicherheiten innerhalb der Wirtschaft zu kämpfen. Nur 16% sind optimistisch gestimmt, dagegen glaubt mehr als jeder zweite befragte Mittelständler (57%) nicht an ein Wirtschaftswachstum (2. Hj. 2018: 50%) in diesem Jahr.

Auch die USA schwächeln: Hier gehen zwar noch 52% des Mittelstandes von einem Wirtschaftswachstum aus und die Amerikaner liegen somit vor China und Japan, aber im Vergleich zum Vorjahr fiel der Index hier ebenfalls weiter um sieben Prozentpunkte (2. Hj. 2018: 59%).

Der Rückgang der amerikanischen und chinesischen Erwartungen kann als Folge des andauernden Handelskrieges zwischen den USA und China gesehen werden. Die beiden Großmächte liegen dennoch mit ihrem Optimismus-Index deutlich über dem globalen Wert.

Unsicherheiten drücken Stimmung

Die schwindende Zuversicht in Europa ist vor allem auf die andauernden politischen und – daraus abgeleitet – wirtschaftlichen Unsicherheiten zurückzuführen.

Der kommende Brexit, die Uneinigkeit innerhalb der EU nach der Wahl des Europäischen Parlamentes und der weitere Aufstieg nationalistischer politischer Parteien in den großen westlichen Volkswirtschaften wird von den befragten Führungskräften als Bedrohung für die wirtschaftliche Stabilität eingestuft. Der andauernde Handelskonflikt zwischen USA und China, die Krise am Persischen Golf und die schwächelnde Große Koalition in Deutschland – all diese Entwicklungen drücken auf die Konjunktur und dämpfen den Optimismus.

„Unsere Studie verdeutlicht die tragende Rolle politischer Stabilität für wirtschaftlichen Erfolg. Sie ist im Prinzip ein Appell an die politische Vernunft und für klare Verhältnisse sowie die Kooperation auf internationaler Ebene. Auch die deutsche Politik muss ihre Beiträge dazu leisten und eine klare Richtung vorgeben“, erklärt Joachim Riese, Vorstandsvorsitzender der Warth & Klein Grant Thornton AG.

(ots)

Bildquellen

  • Optimismus der Wirtschaft weltweit auf dem Rückzug: obs/Warth & Klein Grant Thornton
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