Ging es zu Beginn der Digitalisierung noch um ein paar Millionen Venture-Kapital, stehen mittlerweile Unternehmen, Karrieren und die Demokratie selbst auf dem Spiel. Auch der politische Druck auf Plattformen wird zunehmend stärker, wenn es zum Beispiel darum geht, mehr Transparenz im Umgang mit Userdaten zu gewährleisten. Diesen enormen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen widmet sich 2019 die sechste Ausgabe der MCB mit dem Thema „Playing for Keeps: Jetzt wird’s ernst!“.

Am Montag, 06. Mai 2019 eröffneten re:publica und MEDIA CONVENTION Berlin zum sechsten Mal gemeinsam die beiden Konferenzen, die auch in diesem Jahr eine Vielzahl renommierter Speaker*innen und spannende Themen zur Netzpolitik, Digitalisierung und Medienwirtschaft präsentieren. Die Tickets für beide Veranstaltungen in der STATION Berlin, die noch bis zum 08.05.2019 gehen, waren erneut so gut wie ausverkauft. Erwartet werden über 9.000 Besucher*innen.

Eröffnet wurden die #MCB19 und die #rp19 durch ein Grußwort des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, der betonte, dass Demokratie nur gelingen kann, wenn sie auch digital gelingt. „Wir haben nur diese eine Demokratie. Wenn uns diese am Herzen liegt, dann sollten wir uns gemeinsam um die politische Debattenkultur im Netz kümmern!“ Wichtig sei, dass Menschen sich in einer digitalisierten Welt nicht nur „vernetzen“, sondern auch miteinander verbinden, nur so könne Demokratie wirklich gelebt werden. Zudem wies der Bundespräsident auf die Notwendigkeit von wirtschaftlicher Regulierung hin: „Wer hier bei uns in Deutschland Geschäfte macht, der muss sich an die Regeln halten. Auch die großen amerikanischen Konzerne. Das versteht man langsam auch im Silicon Valley.“

Der Regierende Bürgermeister von Berlin Michael Müller und Malu Dreyer, Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz und Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder, waren sich zur Eröffnung der MCB19 einig: Es braucht Mut. Michael Müller betonte in seinem Grußwort, dass sich Politik für Medienkompetenz und -vielfalt stark machen muss. Malu Dreyer fragte, wie wir eine digitale Gesellschaft gestalten wollen. „Wir müssen gar nicht viel neu erfinden“, so Dreyer, „sondern unsere Werte aus der analogen Welt in die digitale übertragen.“

Das Eröffnungs-Panel „Point of no Return – Going All In with Digital“ gab am ersten Tag die thematische Richtung der Bühne 6 vor. Wie die unterschiedlichen Strategien im Bereich TV aussehen, diskutierte Alina Fichter (Journalistin & Consultant) mit Holger Enßlin (Sky Deutschland), Manuel Uhlitzsch (PANTALEON Films, PANTAFLIX) und Eun-Kyung Park (ProSiebenSat.1 Media) und Nadine Bilke von ZDFneo. „Man benötigt die Lust auf Wandel und Veränderungen. Das Mindset ist wichtig. Es ist ein Ziehen und Schieben, wo auch Hierarchien neu gedacht werden müssen“, so Bilke. Zum Video „Neue Player am Streamingmarkt“

„Während ich hier spreche, haben Google und Facebook Milliarden von Daten gesammelt und den alten Daten hinzugefügt. Und der Algorithmus arbeitet.“ Bundeskartellamtspräsident Andreas Mundt fand in seiner Keynote zum Thema „Big Tech im Check: Wettbewerb um Daten und Chancengleichheit im Netz“ klare Worte für die großen Plattformen und erläuterte die Facebook-Entscheidung des Kartellamts. Es sei höchste Zeit, so Mundt, sich dem Thema Datenverwertung anzunehmen und sich für mehr Chancengleichheit im Web einzusetzen.

Auch wenn es um die Entwicklung von VR und AR geht, gibt es kein Zurück mehr. In der Session „VR & AR: The Art of Immersive Storytelling“ sprachen Sven Bliedung (Volucap), Sebastian Sylwan (Felix&Paul Studios) und Karim Ben Khelifa (The Enemy) darüber, wie immersive Inhalte transportiert werden können. Beispielhaft sei laut Ben Khelifa der moderne Journalismus: „Mit VR kann man neue Wege gehen, neue Herangehensweisen lernen.“ Dass journalistische Inhalte heutzutage kreativer vermittelt werden sollten als über eine reine „News“, stand im Mittelpunkt der Session „The Golden Age of Podcasting“, in der Tobias Bauckhage (Creators Media, Los Angeles), Joel Lovell (Pineapple Media, per Skype hinzugeschaltet), und Nick Quah (Hot Pod Media, New York) Highlights der amerikanischen Podcast-Szene präsentierten.

Pünktlich zur anstehenden Europawahl war am ersten Veranstaltungstag der MCB auch Microtargeting und politische Werbung im Social Web ein Thema. Beim Stichwort Wahlmanipulation plädierte Simon Hegelich, Professor für Political Data Science an der TU München, für mehr Ruhe: „Die Medien sollten nicht auf jede Aufregung aufspringen!“ Im Panel mit Semjon Rens (Facebook Germany), Tabea Wilke (botswatch Technologies), Manon Metz (DIRK METZ Kommunikation), Anja Zimmer (Medienanstalt Berlin-Brandenburg) und Daniel Fiene (Rheinische Post) ging es um die Frage, wie politische Werbung definiert werden muss, um klare Rahmenbedingungen für alle zu schaffen und faire und effektive Regulierung möglich zu machen.

„Es muss mehr Zeit und Geld in die Entwicklung diverser Geschichten fließen.“, so Skadi Loist (Filmuniversität Babelsberg) in der Session „Der Stoff, aus dem die Träume sind: Diversität in Film und Fernsehen“ in der sie zusammen mit Schauspieler und Managing Director von Panthertainment, Tyron Ricketts, Emrah Ertem (Casting Director) und Martina Zöllner (rbb) darüber sprach, wie es gelingt, authentische Geschichten jenseits von Stereotypen und Klischees zu erzählen.

Zum Abschluss des ersten Tages boten Cast & Crew der deutschen Produktionen „Das Wichtigste im Leben“, „Bad Banks 2“ und „Die Neue Zeit“ in der Session „TV Made in Germany – Meet the Team“ einen Blick hinter die Kulissen. Mit dabei waren unter anderem die Hauptdarsteller*innen Bettina Lamprecht, Jürgen Vogel, Mai Duong Kieu und Anna Maria Mühe, Louis Klamroth („Klamroths Konter“) moderierte.

(ots)

Bildquellen

  • MEDIA CONVENTION Berlin und re:publica eröffneten: obs/Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH/MCB / Uwe Voelkner