Das passiert wahrlich nicht alle Tage: EZB-Präsident Mario Draghi spricht über den künftigen EZB-Kurs und liebäugelt dabei überraschend klar mit einer weiteren Lockerung – und US-Präsident Donald Trump reagiert noch in den US-Morgenstunden und geißelt das via Twitter als unfair. Wenn das alles nicht so traurig wäre, man könnte nur noch darüber lachen!

Keine Frage, Trumps Attacken auf die EZB und den aus seiner Sicht zu billigen Euro sind nicht ganz neu. Und die Attacke auf Draghi dürfte auch ein Angriff auf US-Notenbankchef Jerome Powell sein, nun endlich die Zinsen zu senken. Zufall, Zufall: Die Fed entscheidet am Mittwoch. Das aber richtet den Fokus schon auf das eigentliche Problem: Man kann sich aktuell zumindest nicht ganz des Eindrucks erwehren, dass sich die beiden wichtigsten Zentralbanken der Welt einen Wettlauf nach dem Motto „Wer kann lockerer?“ liefern. Der aber droht am Ende nur Verlierer zu haben. Geradezu katastrophal wäre es sogar, wenn die sich zunehmend zum Handelskrieg auswachsenden Zollkonflikte noch in einen Währungskrieg mündeten. Trump mag denken, auch ein solcher Krieg sei leicht zu gewinnen. Die Zentralbanker sollten es aber besser wissen.

Sicher, die wirtschaftliche Lage rund um den Globus hat sich deutlich eingetrübt und die Risiken sind immens. Für Schwarzmalerei besteht aber kein Anlass – und damit für die Zentralbanken kein Grund überzureagieren. Es ist richtig, dass sie sich im aktuellen Umfeld mit der eingeleiteten, respektive: avisierten geldpolitischen Normalisierung zurückhalten. Die Fed hat da mehr Spielraum als die EZB, die einen früheren Exit verpasst hat. Viel mehr als das braucht es aber zumindest aktuell noch nicht. Vor allem dürfen sich die Zentralbanken auch nicht von den Finanzmärkten in immer neue geldpolitische Abenteuer hineintreiben lassen.

Letztlich gilt es für die Zentralbanker auch, die eigenen Grenzen anzuerkennen. Wenn Trump & Co. mit ihrer aberwitzigen Handels- und Wirtschaftspolitik die Weltwirtschaft ins Chaos stürzen, wird es den Währungshütern schwerlich möglich sein, das zu verhindern. Sie können keine Wunderdinge vollbringen. Wichtiger als immer niedrigere Zinsen und immer noch mehr billiges Geld ist jetzt eine Einigung in den zentralen Handelskonflikten. Dem G20-Gipfel Ende des Monats in Osaka kommt deshalb eine immense Bedeutung zu. Jetzt braucht es keine neuerliche Kehrtwende der Geldpolitik Richtung noch expansiverer Politik. Jetzt braucht es eine Abkehr der politisch Verantwortlichen vom (Handels-)Irrsinn der vergangenen Wochen und Monate.

(ots)

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